Donnerstag, 7. August 2008

o dia a noite

Der Tag in Dar Diaf

Schaltet erst mal die Musik ein, um das richtige Feling für einen hellen und heissen Sommertag zu bekommen: --> dia



Ob einfach absichtslos dahin gelegt oder voller Absicht genau so drapiert, diese Decke, diesich da im Wind wiegt, ist für mich einfach grossartig. Die Kombination aus strahlendem Weiss, Rot, Schwarz und Blau gegen das erdige Braun des Tores, eingerahmt von den Blättern deskleinen Apfelbaumes, stellt für mich eine perfekt ausgewogene Komposition dar.Wahrscheinlich sind jetzt mit mir die Pferde durchgegangen und ich lobe etwas über den Klee,was einfach nur eine banale Decke auf einer Mauer ist. Vielleicht trügt mich mein ästhetischesGespür aber auch nicht, und du, werter Leser meines Blogs, siehst es genauso.
Ich glaube, Simo hat die Decke sehr bewusst für mich so hingelegt, damit ich sie fotografiere. Er ist der geborene Innendekorateur, dabei aber leider manisch übertrieben und voller Unrast.





Eines Tages war dieser süsse, kleine, etwa 1 Jahr alte Widder da. Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen, ebenso wie die Schildkröte, die mir die Mutter geschenkt hat.
Die weitverzweigte Famile hat Ysf einen 1jährigen Widder geschenkt, für die Zucht glaube ich. Das Tier war die ersten Tage ziemlich verschreckt und misstrauisch. Aber schon bald ist es ihm auf Schritt und Tritt gefolgt. Als es alle seine Tomatensträucher und Teile des Apfelbaums im Innengarten verspeist hatte, hat er nur gelächelt und das Tier zärtlich an der Schnauze gefasst und gestreichelt. Do you know, what I mean ?

Aber wenn du siehst, wie er mit Tieren und Pflanzen umgeht, glaubst du, Franz von Assisi gegenüberzustehen. Ich habe beobachtet, wie er wochenlang, geduldig, mühsam, immer wieder, die 5 Welpen und die Mutterhündin von 100en von Zecken befreit hat. Ich konnte nicht hinsehen, Frau, ich bin doch Arzt.

Viele andere meiner Beobachtungen liessen mich zu dem Schluss gelangen, dass er irgendwie edel ist. Er ist hochgewachsen, schlank und hat auch ganz schlanke Hände und schmale Handgelenke, aber die Arbeit als Gerber und auf Bauernhöfen haben ihm sehr viel körperliche Kraft gegeben, die nur an den Schultern zu erkennen ist.

Ich habe ihn mal eine hohe Mauer runterspringen sehen. Von einer solchen Gewandtheit und Eleganz träume ich nur. Edle Menschen sind oft auch stolze Menschen. Leider. Sehr problematisch.




Momo Tequila

ist der Titel, den Simo diesem Arrangement gegeben hat. Keine Ahnung was er mit Momo meint. Aber der Kaktus hat etwas mit Tequila zu tun. Den Strick habe ich so zusammengerollt, eine alte Angewohnheit von mir aus der Jugend, als es mir Riesenspass bereitete, aus einem Strick einen perfekten Galgen nach Westernart zu flechten.




Rocky und Momo




Siesta



früh übt sich ...





Blick aus der Küche in den Patio





Ich habe mir im Haus in Dar Diaf nach 5 Wochen Aufenthalt eine Infrastruktur geschaffen, zu der eine kleine Schreinerwerkstatt und sehr viel Material gehörte, das ich bei meinen Spaziergängen vom Boden aufgesammelt hatte. Sachen, wie unterschiedlichste Holzplanken und Furniere, Verbundstoffe, Draht, Glasscheiben, Bambus, Drehverschlüsse von Limonadenflaschen, Schuhe, verschiedene bunte Papiere, Verpackungen und anderen Abfall.

Daraus wollte ich einige Objekte, Bilder und Collagen machen. Leider blieb mir nur 1 Woche Zeit vor meinem Flug, so dass ich mich entschlossen habe, etwas Praktisches für das Haus zu gestalten, dass ich der Familie dalassen konnte. Und da wir gerne nachts im Patio bei Kerzenschein gesessen haben, um Musik zu hören und zu arbeiten, der böige Wind aber immer die Kerzen ausgeblasen hat, fiel meine Wahl auf winddichte Lampen. Ich habe 1 grosse und eine kleine Lampe gemacht, die grosse traditionell geformt, die kleine modern. Die grose Lampe ist nicht fertig geworden, leider, und ich bin mit dem Bild sehr unzufrieden, da es in Eile aufgenommen worden ist. Aber ich habe kein anderes.

Sylvia hat mir gesagt, für solche Objekte, die aus Abfall entstehen, gibt es das Genre der Trashkunst. Genau. Ich habe Material für weitere 3-4 Stücke, darunter wunderschöne Pfauenfedern und die neon-orangenen Innensohlen eines Paares Damensandalen, die zu einem Bild mit dem Titel "Cherchez ..." auf einem Samtstoff verbunden werden sollen. Auch für das Bild mit den bunten Drehverschlüssen steht das Konzept fest, so dass ich im Nov. meine Hommage an die 3. Welt fortführen kann. Eine Idee dabei ist, dass man auch in Afrika Kunst machen kann, selbst wenn man völlig mittellos ist, mit Abfall eben. Eine andere Idee ist, dass dieses spezielle Rot, das Coca Cola für seine Drehverschlüsse hat entwickeln lassen, ein absolut geiles Rot ist, das ich für meine Bilder benützen kann. Das trifft auch für das Orange der Drehverschlüsse von Fanta zu, usw.


Die Süd-Ost-Front mit der Küche. Hier spielt sich das Leben tagsüber ab. Wasser aus der Zisterne mit dem Eimer heraushieven, Kaffe kochen, auf dem Boden vor der Zisterne abwaschen, waschen und Duschen. Und so manches mehr.



Nacht in Dar Diaf

Und jetzt bitte die Musik wechseln, um das richtige Feling für die Nacht zu bekommen, wie sie unsere Vorfahren vor langer, langer Zeit erlebt haben könnten. Der Mond erhebt sein Haupt, die Luft ist wie warmer Honig und Seide zugleich, und wenn wir uns weiter und weiter an den Gestaden des Nyxos vorbeitreiben lassen, erschliessen sich uns die geheimnisvollen Geräusche und die Mystik des Schattenreiches: --> noite


Frigo Berber

nennen die Leute hier scherzhaft eine Tonamphore, die speziell so gefertigt ist, dass das Wasser durch die Wände nach aussen diffundieren kann. Ein uraltes Prinzip der Kühlung, und ihr werdet es nicht glauben, aber selbst an sauheissen Tagen schafft der Frigo Berber es, das Wasser auf schätzungsweise 6 - 8 ° abzukühlen. Die Dinger gibt es in allen Grössen, auch als 1 l Krug, und immer zusammen mit einem aus dem gleichen Material gefertigten Becher, der als Verschluss und zum Trinken benutzt wird. Ich habe vor, mal nach Ourika zu fahren, wo die Dinger herkommen, und mir kastenförmige Behälter aus diesem Ton anfertigen zu lassen. Die stelle ich dann in Wannen mit Wasser, so dass von unten her die Diffusion nach oben hin erfolgen kann. Ich will testen, ob man in den Boxen Milch frisch halten kann. Die Leute ärgern sich hier mit Kühlschränken der Marke Sierra herum, die ständig kaputtgehen und nur gegen Unsummen repariert werden. Wäre schon ein Ding, wenn das klappt. Von der Theorie und der Literatur her funx das.




In allen Kulturen schaffen sich Menschen einen Hausaltar an. Auch wenn es ihnen nicht bewusst ist. Vermutlich geht er auf die obligatorische Ahnennische des römischen Hauses zurück. In diesem Zusammenhang ist der Tokonoma in jedem stinknormalen Haus in Japan erwähnenswert. Im Wikiwiki gibt es ein Portal Japan, das mich auf die japansiche Wohnkultur gebracht hat. Mein neuestes Forschungssgebiet zusammen mit Holzbau allgemein. Mich fasziniert diese Einfachheit und das Leben auf. 2 1/2 Tatamis, was ca. 10 m2 entspricht.

Heute ist es weltweit im MTV-Land das Sidebord oder der Vitrinenschrank, zur Not tut es aber auch die Oberkante des Fernsehers, auf den bzw. in die die Devotionalien gestellt werden, um einen Hauslatar zu schaffen. Das Bild von der Oma, die alte Porzellantasse, das Eintrittsbillett vom letzten Kinobesuch, bei Junggesellen kann es auch einzig der Schlüsselbund mit dem Fuchsschwanz sein, auffällig auf den Tisch geworfen, der die perönliche Identität und die inneren Werte repräsentiert.

Hier seht ihr den Hausaltar der Brüder R' Kchaoui. Die alte Öllampe, die geborstene Sandsteinfigurine, ein scheusslicher Gipsabdruck des letzten Abendmahls Jesu, ein alter Thujadeckenbalken und davor, das Holzkohlenbecken mit der Tagine.


Ich mache gerne Arrangements, ob mit Miniaturen oder Gewürzen oder wie hier mit verschiedenen Lichtquellen, die von Kerzen und einer antiken Öllampe ausgehen. Links seht ihr meine ultramoderne Lampe, die sich nahtlos in das Ensemble einreiht. Den Faserring, der an der Wand hängt, habe ich mal aus lauter Langeweile in den Dünen am Strand aus Wurzelfasern geflochten.


Mein Arbeitsplatz in der Nacht





Viel ist von der Kamille nicht mehr übrig, der Widder hat den Garten grundlegend umgestaltet

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