Freitag, 8. April 2011

Das Fliessen der Kacheln - Asafi


Ich brauche in diesem Sommer eine Fuhre Kacheln, die um die Wände von Bad und Küche in meinem Häuschen im Ts. fließen sollen, falls ich die überfällige Renovierung meiner Naturpark-Hütte endlich auf die Reihe bekommen sollte, nachdem das Haus mittlerweile verwüstet, der Garten vermüllt und die Sickergrube (seit 10 Jahren oder schon immer) vor sich hin sickert, was ja nach deutschem Recht eine schwere Umweltsünde ist, die mit einer hohen Geldstrafe bewehrt ist, allein, die Gemeinde Schmitten, die für mich zuständig ist, sieht das bisher sehr gelassen, und belässt es bei 2-jährlichen zaghaften Bitten um eine Dichtigkeitsbescheinigung, allein, da ich selbst nicht ganz dicht bin, wie soll ich es schaffen, dem Sickern in der Sickergrube Einhalt zu gebieten?!

Ich bin seit langem, um genau zu sein, seit meinem ersten Besuch in Ssouira vor 14 Jahren ein ganz grosser Fan der marokkanischen Bad- und Küchenausgestaltung. Ich verbrachte bei meinem ersten Aufenthalt 2 spannende Wochen in einem Apartment, dessen Fensterfront auf die Stadtmauer und das unmittelbar dahinter gelegenem Meer zeigte, und lag in einem Viertel der Medina, das von den Einheimischen Skala genannt wird, was sich auf einen Teil der Wehranlagen bezieht, die diesen Teil der Stadtmauer prägen, und die über eine schöne Freitreppe(Skala) zu erreichen sind.

In betagtem Apartment war ich von dem Bad geradezu überwältigt. Es war weder so



noch

so, aber so ähnlich. Oder auch ganz anders, an genaue Details erinnere ich mich nicht mehr, auf jeden Fall, hat mich das Bad mächtig beeindruckt und den Wunsch in mir geweckt, eines Tages solch oder ein ähnliches Bad selbst einmal zu bauen. Nun ist der Wunsch übermächtig geworden, da die Schuldgefühle wegen meines vor sich hin rottenden WE-Hauses einfach nicht mehr  ignorierbar sind, und wie ein Wecker mit Snooze-Funktion gesteuert, periodisch im Bewusstsein auftauchen. Über den Sinn oder Unsinn von Schuldgefühlen liesse sich ein ellenlanger Disput führen und eine noch längere darauf beruhende Dissertation schreiben, allein, davon will ich Abstand nehmen, nicht weil mir dazu nichts einfiele oder die Zeit fehlte, allein, mir mangelt es im Moment an Diskurs-PartnerInnen, die solch eine philosophisch-psychologische Untersuchung mit und ertragen wollten.

Zurück zum Fliessen der Kacheln.

Marokkaner machen meiner Meinung nach die schönsten Bäder und Küchen, und das liegt an der Superqualität der Fliesen, die mensch hier auftreiben kann. 1 qm kosten zwischen 12 - 25 €, weiss nicht wie die Preise in D sind, aber das ist mir egal, ich WILL diese Fayence-Kacheln haben, in grün mit einem bisschen Blau und weiss kombiniert und mit diesen Wahnsinnsbordüren, die sie hier herstellen.

Deswegen bin ich nach Asafi gefahren, 100 km von hier entfernt, um in dieser Stadt, die der führende Standort der Keramik-Industrie in Marokkos ist, Fliesen ab zu checken, denn ich brauche, wie schon erwähnt, eine Fuhre hochwertiger Kacheln für (m)eine  TRAUM-Küche und (m)ein TRAUM-Bad, wenn ich schon meine TRAUMFRAU nicht finden kann, die ganz unwillkürlich an  mir Gefallen findet.



Werter Leser(wenn es dich überhaupt gibt; die Echos bleiben spärlich, eisiges Schweigen auf kalten Gipfelhöhen), weiss nicht, ob dich das Thema Badezimmerausbau interessiert, einfach mal auf Verdacht einige spärllich (:-)) kommentierte Bilder aus der Keramik-Fabrik Serghini("tradiert in der 7. oder 8. Generation" verkündete der Töpferrmeister stolz und mit belegter Stimme), die ich besucht habe. Es lohnt sich wie immer, auf die Bilder drauf zu klicken, denn erst in der Vergrösserung kannst du die Feinheiten der Bildkomposition(ähem, hüstel) erkennen. Und ich habe auch wie immer, die Bilder bis an die Grenzen des guten Geschmacks mainpuliert und auch fleissig an allen Registern von Picassa 3 herumgespielt.









NEE, die kommen mir nicht ins Haus


NEE, die auch nicht, da wird einem ja schwindlig, wenn hunderte von diesen Asafer Kacheln einen in der Küche anstarren, wie soll mensch sich denn da aufs Kochen konzentrieren können?


Hier bin ich fündig geworden, da seht ihr meine beiden Favoriten. Mittlere Reihe zweite von rechts und untere Reihe zweite von rechts. Naturbelassener und unglasierter Tonklinker, der mit kleinen glasierten Quadraten farblich akzentuiert wird. Vollendetes traditionelles Design mit ländlich-pastoralem Charakter, ein wenig an die toskanischen Küchen erinnernd.



Ich war in 2 Fabriken, die etwas ausserhalb von Asafi lagen und habe alle erforderlichen Infos mit der Hilfe eines Dolmetschers erfragt, denn zu diesem Kurzbesuch habe ich Ysf, meinen langjährigen Freund in Marokko, eingeladen, oder sollte ich sagen genötigt? Ich habe ihn morgens um neun aus dem Bett geholt, von schrecklichen, seit Wochen zunehmenden Zahnschmerzen geplagt, und habe ihn kurzerhand in den Mietwagen gezerrt, den ich mir hier zum ersten Mal nach langer Zeit wieder einmal geleistet habe. Dann ging es ins Nachbardorf Had Dra zum Barbier. Der befreite ihn von seinem dichten Vollbart und von 2 verrotteten Zähnen, beide kunstvoll mit 1 Betäubungsspritze gezogen, lagen nebeneinander, alles für summasummarum 22 Dh, das sind 2,20 €, die er  locker von den 300 Dh bezahlen konnte, da ich ihn für die Dolmetscher- und Scoutdienste gegen Entgelt angeheuert habe. Ist das gut ? Kann das gutgehen? Einem Freund für einen Gefallen Geld anbieten ? Hat das nicht den anrüchigen Beigeschmack des Erkaufens und Erschleichens von menschlicher Gesellschaft ? Hat das vielleicht sogar etwas mit meiner Ethnie zu tun ?  Muss ich mich schämen, weil ich in meinem Reisetagebuch auch immerzu von Preisen und Preisvergleichen schreibe, und der Erörterung von Warenwerten solch einen grossen Platz einräume ? Hmm. Wenn ihr wüsstet, wie armselig und bescheiden das Leben für manche Menschen am Boden des Gärkessels ist, wenn ihr miterleben könntet, dass einfach kein Geld da ist, für die Annehmlichkeiten von Feuer aus einer simplen Gasflasche für 1,50 €, für sauberes Wasser, für Toilletenpapier, fürs Rasieren, für den Transport von A nach B, dann würdet ihr mich verstehen. Ich passe mich weitgehend an die Lebensweise von Ysf an, wenn ich die Wochenenden auf seinem Bauernhof verbringe. Ich koche mir den Kaffee auf einem Stövchen, das ich mit mühsam zerkleinertem Olivenholz füttere, koche darauf Mahlzeiten, Wasser hole ich mir mit dem Kautschuckeimer, der aus alten LKW-Reifen gefertigt ist, aus der Regenwasser bzw. Flusswasserzisterne, säubere mir den Hintern mit Wasser aus einem Plastikeimerchen, schaue dezent hier und dort weg,  und v.a. versuche ich nicht meinem Hang zu den gewohnten Ansprüchen an Lebensqualität nachzugeben, denn ich will, soweit es überhaupt möglich ist, auf gleicher Augenhöhe mit ihm sein. Für mich ist, so zu leben, wie Ysf lebt, wie nach Hause zu kommen, für eine gewisse begrenzte Zeit. Dann kehre ich wieder zurück in meine gewohnte Welt, in der es fliessend warmes und kaltes Wasser gibt, Duschen, Toilleten, Klopapier, Müllabfuhr und unbegrenzte Energie zum Kochen und Autofahren. Und weil ich in einem grossem Ausmass von Ysf profitiere, habe ich kein schlechtes Gewissen und schäme mich auch nicht dafür, dass ich ihm für Dolmetscher- und Scoutdienste Geld anbiete. Das kann er gut gebrauchen. Fürs Rasieren und Zähneziehen. Und für die vier Hunde, die er durchfüttert, von dem Wenigen tapfer abgespart, das er besitzt. 

 Rocky, eine der 4 stets hungrigen und von Zecken geplagten Tölen

Zurück zu den Kacheln und der Fabrik. Wie wir diese Fabrik gefunden haben, ist eine Geschichte für sich. Die erzählt sein will, erzählt werden muss.

Ich hatte von meinem Vermieter, Abdul Mm, einen Tipp bekommen für Asafi, der sich aber nach dem mühsamen Treffen mit dem Besitzer eines der unzähligen Keramik-Budiken, als unnütz erwiesen hatte, denn er hatte in seinem wohlsortierten Laden, ausser den üblichen 



Salz- und Pfeffer-Gefässen


Prunktellern

 
Koch-


und Servier-Tagines


Salatschüsseln

Kaffeetassen

?


Eierbecher ? Schnappsgläser ? (nein, Islam!)

nichts Neues anzubieten, jedenfalls gab es in seinem Töpferwarenlager keine Fliesen oder Kacheln zu bewundern oder zu erwerben. Er wollte mir einen Mitarbeiter anbieten, der mit uns zur Kachelfabrik fährt, was aber Ysf wohlweislich ablehnte, da wir keine weitere und unnütze Zwischenhand gebrauchen konnten. Er fragte sich langsam zu dem Aussenbezirk der 344.000 Einwohner zählenden Stadt durch, ich fuhr gemächlich hierhin und dorthin, und wir gelangten nach relativ kurzer Zeit in den richtigen Quadranten. Ich hielt am Rand einer unbefestigten Zufahrtsstrasse zu einem der suburbanen Wohnviertel an und wir fragten 2 junge Männer, eher 2 Jungs( 20 und 21), die zu Fuss auf dem Weg in die Innenstadt waren, nach der Fabrik. Die setzten sich spontan zu uns in den Wagen und fuhren mit uns zu den 2 Kachelfabriken der Stadt, an denen wir blinden Auges vorbeigefahren waren, wie auf dem Foto unten leicht zu erkennen ist. 


Sie zeigten uns alles, was mit dem Töpferhandwerk und der Herstellung von Kacheln und Fliesen zu tun hat und übergaben uns dann der fachkundigen Führung eines sehr netten Töpfermeisters.


Da konnte ich in ganz kurzer Zeit sehr viel über die Objekte meiner obskuren Begierde lernen und habe auch die Gelegenheit genutzt, meine geliebte Fuji Finepix S heiss laufen zu lassen.




Die Brennöfen haben mich beeindruckt, gigantische, brummende, angenehme Wärme ausstrahlende Brutkästen für die aus roter Steinerde geformten Töpfe und Tassen.


Mit dieser seeeehr alten Maschine werden die Kachel-Rohlinge aus Tonklumpen geformt und zurechtgeschnitten, bevor sie für den ersten Brand in die Brummis wandern.


739 ° braucht es zum Tassen backen



Die Tongefässe werden nach dem ersten Brand weiss grundiert und die groben Umrisse für die komplizierte Kalligrafie der Glasurpigmentschichten werden aufgetragen.


Nach dem dritten Brand erglänzen die Fayencen in ihrer vollen Pracht, wobei ich persönlich das sinnenverwirrende Design und dieses Prunkvolle gar nicht einmal mag. Ich liebe dagegen die ungeputzten schlichten und kruden Tongefässe, wie sie auf dem Land in Gebrauch sind. Foto von meiner 1-Mensch-Single-Tagine reiche ich dazu noch nach. Nicht aus Faulheit oder Zeitmangel. (Vermeide Werkzeugwechsel, wenn du ökonomisch arbeiten willst ! [könnte aus Leonardos Notizbüchern stammen{aus dem Codex Atlanticus VIII vielleicht}]). Ah, der Programmier kanns nicht lassen, hihi.




Dieses kitschige Bild kann ich einfach nicht für mich behalten. Für meine japansiche Leser-Fangemeinde sicher eine Augenweide. (seufz)


Zum Abschluss der Tour de Force durch die Porzellanläden dieses Kontinents, bei der mich zum Glück  kein Elefant begleitete und alles heilgeblieben ist, will ich dir geschätzte(r) LeserIn ein Rätsel aufgeben. Wozu dient dieses Tongefäss, ich musste erst fragen, bin zu blöde, und wie wurde es hergestellt ?

Ich weiss jetzt die Preise für die Fliesen und Kacheln(ich kann diese Worte nicht mehr hören und schreiben), ich weiss welche Haltbarkeit sie haben, ich weiss dass meine Fuhre 300 kg wiegen wird, aber in Safi sollte ich nicht restlos alles über dieses Sujet erfahren. Erst in Essaouira.

Nachdem der Foto-Shoot und der Rundgang durch die Verkaufs- und Produktionsräume abgeschlossen, die Visitenkarten, Broschüren und Nettigkeiten entgegengenommen waren, fuhren wir mit den beiden Jungs zurück in die Stadt. Ganz selbstverständlich und spontan. Wir besichtigten den grossen Fischereihafen Safis, ihr zweites industrielles Standbein, mittlerweile taten mir Stand- und Spielbein selbst weh, wir besichtigten die Medina und ihre portugiesischen Wehranlagen, fuhren kreuz und quer durch die Stadt, an der grossen Tagine vorbei,

auf die Hügel zu einem Fischrestaurant, wo 10 Minutên lang kunstvoll mit dem Wirt gefeilscht wurde, das ist ganz normal, und wo wir uns zu viert zwei Teller mittelmässigen gebratenen Fisch teilten, den ich nach kurzem Zögern bezahlte. Ich will ausnahmsweise nicht den Preis dafür nennen.


Sorry, älteres Archivfoto, (vermeide Werkzeugwechsel), belegt zudem meine Wahlverdrossenheit, die auf meine Art die Empörung über die Ödnis in der politischen Landschaft der BRD zum Ausdruck bringt. OCB-Zigarettenpapier ist mir schon lange ausgegangen. Gleich aus 2 Gründen ärgerlich. ZigZag entspricht nicht den Spezifikationen meines Maschinchens, weswegen ich mühsam mit der Schere, die ich immer dabei habe, was mir den Spitznamen der "Chirurg" hier eingetragen hat, das Zigaretttenpapier zurechtstutzen muss. Desweiteren hat ZigZag die Signalfarbe Orange, was mir aus  sinnfälligen Gründen gar nicht gefällt.


slow burning, darauf kommt es an

Dann fiel ihnen meine Zigarettendrehmaschine auf, die mit verunreinigtem Tabak und ZigZag Zigarettenpapier gefüttert und von kundiger Hand betrieben in genau 36 Sek. eine formvollendete Zigarette mit Filter ausspuckt. Mit dieser kleinen Maschine komme ich mir in Marokko wie ein klassischer Forschungsreisender vor, der die ebenso klassischen Glasperlen und Schminkspiegel aus der Tasche zieht, um die Eingeborenen damit zu beeindrucken, wobei das Herstellen einer genussfertigen und gleichzeitig verunreingten Zigarette zeitaufwendig und zudem überhaupt aufwändig ist und es damit ja auch halb Artistik oder zumindest Artisanat ist, das hier von der Handwerkernachkommenschaft sehr geschätzt wird.

Sehr bald war ich in einen kleinen Wettbewerb verwickelt, wer die schönsten und gefälligsten Zigaretten mit verunreinigtem Tabak drehen und (rauchen) kann. 

Um uns ganz auf diesen Wettbewerb konzentrieren zu können, fuhren wir noch ein bisschen durch die Stadt, ich liebe dieses night cruising mit Jugendlichen, erinnert mich an längst vergangene Tage, und legten uns einen ansehnlichen Vorrat an Tabak, Verunreinigungen und ZigZag-Papers an, den wir in das 4-Zimmer-Apartment der beiden Jungs brachten, da dort die richtigen Lichtverhältnisse für den Wettbewerb zu finden sein würden. Und überhaupt, dachten Rumi und Asmine, könnten wir bei ihnen übernachten und vorher ein bisschen feiern. Also feierten wir. En pasant kam ich meinen Reiseschriftstellerpflichten nach und so kann ich einiges berichten.
Du kannst 1/2 Jahr vor dem Abitur stehen und seit 3 Jahren Französisch und Englisch als Fremdsprache haben, und trotzdem keine 3 Worte dieser Sprachen kennen. Soviel zur Effizienz des marokkanischen Bildungssystems. Vllt. war der junge Rumi auch einfach zu faul, was das Erlernen von Fremdsprachen angeht; die Hinweise darauf häuften sich im Laufe des gedolmetschten Gesprächs. Sein Vater ist Polizist und verdient damit soviel, dass er für seine Familie ein 2 stöckiges Haus mit guter Innenausstattung kaufen kann. Die Ehe der Eltern ist geschieden, seine Mutter mit 2 kleinen Brüdern Rumis weilt auf dem Land in einer Laubenpieper-Kolonie und er und sein 2,10 m grosser Freund Asmine haben eine sturmfreie Bude zu ihrer Verfügung. Manchmal schleicht der Vater nachts wehmütig um das Haus herum und wirft begehrliche Blicke auf den im Rohbau befindlichen ersten Stock des Hauses, ohne das Grundstück jemals zu betreten.

Was noch? Du kannst hier besoffen Moped fahren, der Führerschein ist nicht weg, aber du musst für ein paar Tage ins Gefängnis. In einem marokkanischem Haushalt gibt es Schlafplätze für ca. 20 Personen. Der ganze Stolz der Hausfrau gilt ihren unzähligen silbernen, kupfernen und eiernen Teekesseln, Teekesselchen und den Dampfgarern für das freitägliche CousCous, das ist ein Muss.
Was noch? Es ist ganz normal hier, dass du jemanden nach dem Weg fragst und du dann mit ihm den Abend verbringst und bei ihm übernachtest. Und dich natürlich an den Kosten für allfällige Zutaten und Utensilien zu einem gelungenen Abend beteiligst. Sich gegenseitig einladen, jeder nach seinen Möglichkeiten, ist hier ein beliebtes Spiel und ganz selbstverständlich.

Ich musste dabei daran denken, dass das bei uns in Europa anders ist, auch bei jungen Leuten bekommst du in München nicht so schnell Kontakt, wobei mir der Bonus als Europäer hier durchaus bewusst ist.

Ich habe mich dann auch gefragt, ob diese europäische Unnahbarkeit und diese  Reserviertheit auch in mir noch drinstecken, obwohl ich viel gereist bin und die Gastfreundschaft in Indien kenne und die Spontanäität der schwarzen Dominikaner. Sie steckt immer noch in mir, muss ich eingestehen. Dann habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht störrisch bin, ob ich trotz besseren Wissens an Gewohnheiten festhalte, die mir und anderen nicht nützlich sind. Bei der Recherche bin ich bei Alles Schall und Rauch auf einen denkwürdigen Essay gestossen:

Wie man störrische Menschen überzeugt

 

 

Ich werde mir das Gelesene zu Herzen nehmen, und stelle es jeder und jedem anheim, das selbe zu tun. Dies ist mein heutiges Wort zum Sonntag.




Zurück ging es am nächsten Morgen über die Küstenstrasse, die ich jedem Reisenden empfehlen möchte, der von Essa nach Safi fahren will. Sie ist kürzer und viel weniger befahren als die weiter östlich im Landesinneren verlaufende Alternativstrecke. Der Leihwagen, ein (fast) unverwüstlicher Dacia mit einem KM-Stand von 172.000,  die rechte Sprungfeder war gebrochen, weswegen der Wagen einfach keine Bürgersteige mochte, brachte uns sicher nach Hause zurück, und ich lieferte das Fahrzeug mit einigen wenigen Tropfen Benzin wieder ab, denn ich hatte für die Strecke von ca. 260 km genau 19,6 l Benzin getankt und bibberte die letzten 30 km dem Ziel entgegen, da keine Tankstelle auf dem Weg lag. Wären wir liegen geblieben, hätte ich vermutlich ein weiteres unterhaltsames marokkanisches Abenteuer erlebt.

In Essa angekommen, schlenderten wir vom Car Rental Essarent durch den Stadtteil Borj, den ich im letzten Monat genauestens kartographiert habe, zu meinem Apartment,  und machten aus reiner Kuriosität bei einem lokalen Fliesengeschäft Halt. Ich fand genau dieselben Fliesen und Kacheln und auch von der selben Fabrik, die ich in Asafi besichtigt hatte. Aber. In Borj kosteten alle Artikel bis zu 30% weniger als in Safi. Da musste ich schmunzeln. Du kannst noch so schlau sein, noch so vorsichtig und vorausschauend deine Informationen zusammen suchen und recherchieren, du weisst dann vieles, aber alles weisst du nicht. Dies veranlasst mich, den Essay bei Schall und Rauch jetzt noch einmal zu lesen. Das wars.

3 Kommentare:

Hohepriesterin_of_Earth hat gesagt…

Wunderschöne, bezaubernde Arbeiten!

Was du mir mitbringen sollst?

Ich nehme das 1. Bad, ganz oben, das in grün-weisser Farbe gehalten ist, dazu

1 Teekanne aus Ton
1 Kochgefäß aus Ton
2 Kaffeetassen
2 Müslischalen
1 wunderschönes Bild,
denn möchte mein kl. Schlafzimmer umdekorieren: Weg von der Indian. Liebe hin zu anderen Artefakten.

Könntest du mir den Essaouirer Graffitikünstler noch mitbringen?
Das wäre nett.

Übrigens, auch Traumfrauen verreisen gelegentlich.

Earthtramp hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Earthtramp hat gesagt…

habe nicht den ganzen text gelesen, aber das was, gefällt mir sehr gut. hallo du weltenbummler,
hast du dich schon für eine Kachel entschieden. wenn ich das dürfte würde ich die 2te von rechts
in der unteren reihe nehmen, die kann ich mir sehr schön in bad oder küche im ts. vorstellen.

danke für diese schöne zeitreise an bestimmt schönen orten. alles gute und gottes segen, deine freundin ID